ich bin am 6. Dezember 2020 von Europa nach Georgien gereist und weil mich schon 7 Personen angesprochen haben, stelle ich eine kurze Übersicht über die Einreisebedingungen und sonstigen Überraschungen hier für Alle ein.
Phase 0 – Vorbereitung:
Flug und Einreiseerlaubnis. Derzeit ist es nicht möglich ohne Einreiseerlaubnis „Coronavisa“ ins Land einzureisen. Hierzu muss man sich auf einer englischsprachigen, georgischen Website bewerben (Link gerne per PN). Die Bearbeitungszeit dauert offiziell 10 Werktage, bei mir hat sie länger gedauert. Ich habe mich auf ein Businessvisa beworben. Es ist eine offizielle Einladung eines georgischen Geschäftspartners mit nachvollziehbaren, unaufschiebbaren Gründen erforderlich und die Angabe des Flugs, bzw. Eintrittpunktes. Die Erlaubnis ist auszudrucken und bei Einreise mitzuführen. Zeitnah ist auch ein Flug zu buchen. Es bieten mehrere Fluglinien Flüge an, aber nicht jeder Flug wird auch durchgeführt. Ich empfehle vor der Buchung auf der Seite der Georgischen Aviation Homepage die Excelliste mit den von georgischer Seite bestätigen Flügen runterzuladen und dort nachzusehen (Link gerne per PN). Dann weiss man zumindest dass der Flug geplant ist. Die für mich interessanten Abflughäfen waren München, Wien, Paris, Berlin und Istanbul. Ich habe mich für Istanbul entschieden.
Phase 1 – Warten und Abflug:
Das Warten auf die Einreiseerlaubnis ist ein Geduldsspiel. Nach den zugesicherten 10 Tagen hatte ich keine Nachricht vom georgischen Gesundheitsministerium. Ich schrieb zwei Bettel-E-Mails und lies meine georgische Assistentin mehrmals bei der Hotline anrufen. Die Bestätigung der georgischen Behörde kam 14 Stunden vor dem Abflug meines Zubringerflugs aus Europa nach Istanbul. Nach der Bestätigung blieben mir 12 Stunden um meinen Rucksack zu packen und zu schlafen um dann die zweistündige Fahrt zum Flughafen anzutreten.
Phase 2 – Flug und Überraschungen:
Der Flug nach Istanbul klappte problemlos. Dann die Überraschung. Der Weiterflug nach Tiflis wurde gecancelt. Man bot mir ein Hotel und einen Weiterflug in 4 Tagen an. Ich stand also vor der Entscheidung 4 Tage zu warten und dann mit einem abgelaufenen „Coronavisa“ und 4 Tagen Aufenthalt im Corona-Hotspot Istanbul mit den georgischen Beamten zu diskutieren oder mich noch am gleichen Tag irgendwie anders nach Georgien durchzuschlagen. Ich holte mir telefonischen Rat bei Manfred aus Batumi (Superkompetenter Praktiker – kein Theoretiker!) und danach entschied ich mich für einen türkischen Inlandsflug nach Trabzon und danach eine Weiterreise mit dem Bus zur Grenze nach Sarpi.
Phase 3 – Grenzübertritt:
Ich war der einzige im Bus der nach Sarpi wollte und auch der einzige Fussgänger. Der LKW-Stau ist wie immer sehr lang. Im Zollgebäude wollten mich die Türken erst nicht ausreisen lassen. Warum wusste ich nicht so genau, aber ich vermute da in der Türkei Reiseverbot (nicht Urlaubsverbot) herrscht, haben sie nachgefragt. Sie sprachen nur Türkisch, kein Englisch oder Deutsch. Nach einigem hin und her und Diskussion liessen sie mich durch. Im wesentlichen wollten sie verstehen wie ich nach Sarpi kam. Der entscheidende Augenblick war als ich den Flugplan vorlegte und den zweiten Flug durchstrich und das Wort „canceled“ sagte. Dann verstanden sie was ich gemacht habe und warum ich in Sarpi stehe. Sie verglichen dann anhand des Einreisestempels und den vorgelegten Flug und Bustickets noch das Datum und die Reisezeiten auf Plausibilität und liessen mich dann durch. Ich lief durch die langen Gänge zum georgischen Grenzpunkt. Es war gespenstisch. Die Georgier waren überrascht als ich kam. Ich war die 6. Person an diesem Tag und der erste Nicht-Georgier. Es war gut dass ich mit gültigem „Coronavisum“ kam. Sie riefen, vermutlich bei der Ausstellungsbehörde, an und verifizierten die Echtheit. Ich war froh nicht mit einem abgelaufenen Dokument die nachfolgende Diskussion führen zu müssen. Per Telefon übersetzte meine georgische Assistentin von Englisch auf Georgisch. Wichtig bei der Diskussion war das Wort „Investor“ wie mir meine Assistentin später erzählte. Die Georgier kassierten irgendwann 251 Lari für den Coronatest. Sie akzeptierten nur Cash, keine Karten, auch keine georgischen Bankkarten. Dann kam die übliche Einreiseprozedur und der Coronatest. Danach wurde ich in einen Bus mit 5 anderen Personen gesetzt und wir wurden mit Polizeibegleitung nach Batumi ins Quarantänehotel gebracht.
Phase 4 – Quarantäne:
Die Quarantäne ist bis jetzt sehr angenehm. Ich habe viel Zeit – deshalb kann ich auch diesen ausführlichen Reisebericht schreiben – und das Zimmer ist modern und hübsch. Das Essen ist gut, das Wlan ausreichend und durch die nächtliche Ausgangssperre sind die Nächte ruhig und erholsam. Ich freue mich hier zu sein und auf das Überwintern in Georgien. 🙂