Immobilien 5: Handwerker in Georgien

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Wenn im heimischen Haushalt etwas nicht funktioniert, dann fragt man bei Bekannten oder in Facebook nach einem Handwerker. Georgische Männer können alles – und sind scheinbar auch aus tiefstem Herzen davon überzeugt. Zumindest so lange bis sie es unter Beweis stellen müssen.

Ich wollte mein Bad umbauen lassen und danach noch ein paar Möbelstücke für meine Wohnung. Für das Badezimmer habe ich bei dem Chef der Orbi Haustechnik um Rat gefragt. Ich wollte eine Waschmaschine und eine dichte Dusche. Er erklärte mir gut die einzelnen Schritte für den Einbau der Waschmaschine und dass ich drei Gewerke bräuchte. Elekriker, Installateur und Steinmetz. Zum Abdichten der Dusche schickt er mir den Haustechniker.

Der normale georgische Handwerker erscheint zu seiner Arbeit. Wann dies allerdings der Fall ist, entzieht sich meiner Logik. Manchmal kommt er früher wie besprochen, oft später, manchmal am nächsten Tag und manchmal gar nicht. Es gibt es einen Grund für die Verspätung, nachprüfen möchte man diesen ja sowieso nicht. Vergessen wir also die deutsche Zeitplanung und stellen wir uns auf einen Fulltimejob als Wohnungshüter ein. Aus dem Haus gehen kann man nicht wenn man Handwerker erwartet. Terminliche Zusagen sind mit Gelassenheit zu ertragen.

Sie wissen bei keinem Handwerker, wie die Qualität seiner Arbeit sein wird, bis sie ihn einmal getestet haben. Das Abdichten der Dusche hat 5 Versuche innerhalb von 14 Tagen gedauert. Und ich dachte damals noch das wäre eine Kleinigkeit. Leider wurde die Dusche mit einem normalen Silikon abgedichtet. Das schimmelt nun munter vor sich hin. Ich habe damit nicht gerechnet da ich annahm dass im Badezimmer nur schimmelresistentes Silikon verwendet wird.

Der Umbau im Badezimmer und der Einbau der Waschmaschine ging problemlos. Er war nach ca. 3 Wochen fertig. Der Fixpreis wurde auch eingehalten, es wurde nicht nachverhandelt. Zuerst wollte der Installateur die Waschmaschine in der Küche einbauen. Ich hätte nichts dagegen gehabt, aber ich habe eine offene Küche zum Wohnzimmer hin. In meiner Welt wäre die Waschmaschine im Wohnzimmer gestanden und nicht in der Küche. Auch der Gedanke die Waschmachine in einem Einbauschrank zu verstecken schlug fehl. Einbauschränke, auch Einbaukühlschränke kannte der Handwerker nicht. Er hätte sie einfach in das Wohnzimmer gestellt. Meine Bekannte, die das Design der Inneneinrichtung übernommen hatte war am Ende ihrer schweizerischen Geduld. Also sprach ich ein Machtwort, daß dem Handwerker sichtlich missfiel. Letztendlich landete die Waschmaschine dann doch im Badezimmer. Neu war für mich, daß ich neben der Waschmaschine auch noch alle Kleinmaterialien kaufen musste, also den Abflussschlauch, die Befestigungsklemmen und andere Kleinigkeiten. Der Installateur ließ sich nicht überreden dies selbst zu tun. Neu war für mich auch, dass der Bauabfall und der Bauschmutz nicht entfernt wurde. Nach jedem Handwerkertag muss man einen Putztag einplanen.

Den Tischler habe ich über die Empfehlung von Manfred gefunden. Er fertigte bei Manfred eine kleine Arbeitsprobe an, bevor der große Austrag bei mir vergeben wurde. Ich wollte zwei Einbauschränke, ein Garderobe, eine sinnvolle Küche, zwei Schreibtissche, ein Sideboard und im Badezimmer eine Verkleidung der Waschmaschine, so daß alles geordnet aussieht und vom Design klare Linien hat. Der gesamte Auftrage wurde aufgeteilt und wurde immer als Teilauftrag vergeben und auch einzeln abgerechnet. Das war im Nachhinein eine der besten Ideen. Ich leistete eine Anzahlung für das Material und zahlte erst wenn ich zufrieden war. Auch der neue Auftrag wurde erst vergeben als der alte abgeschlossen war.

Es wurde mit dem Handwerker immer mit einem Übersetzer gesprochen. Das war oft zeitraubend. Jedes Mal wurde auf deutsche Qualität hingewiesen und dass ich auch bereit bin diese extra zu zahlen. Es nutzte nichts. Obwohl ich Glück hatte und der Handwerker tatsächlich Tischler war, hat er deutsche Qualität nicht hingebracht. Ca. 30% der Arbeiten konnte ich nicht akzeptieren und er musste sie doppelt machen. Um Streit zu vermeiden habe ich immer die Materialmehrkosten übernommen. Der tatsächliche Preis lag ca. 30% über dem vereinbarten Preis. Auch die Bauzeit hatte sich verzögert. Ich hatte großzügig mit 2 Monaten gerechnet, tatsächlich war der Tischler dann nach 6 Monaten fertig.

Geht es schlimmer? Ja klar! Ich denke ich hatte noch Glück mit meinen Handwerkern. Sie waren zumindest ausgebildet. Was ihnen fehlt – und dass werden sie sicher noch in der Zukunft lernen – waren die deutschen Tugenden wie Pünktlichkeit und Genauigkeit. Schade, daß ich noch keinen deutschen Handwerker in Batumi kenne. Dieser wäre vermutlich bei uns Auswanderern sehr gefragt.